Wie wird Ketchup industriell hergestellt? Der Weg von der Tomate zur perfekten Würzsauce

30.10.2025 | Wissen & Technik

Rot, fruchtig, würzig – Ketchup ist aus den Küchen dieser Welt nicht mehr wegzudenken. Ob zu Pommes frites, Bratwurst oder als Basis für kreative Saucen: Die beliebte Würzsauce findet weltweit Verwendung. Doch wie entsteht industriell hergestellter Ketchup? Hinter dem scheinbar simplen Produkt steckt hochmoderne Lebensmitteltechnologie, präzise Prozesskontrolle und echte Wissenschaft.

1. Die Hauptzutaten: Was steckt in Ketchup?

Tomatenketchup besteht entsprechend der Richtlinie des Bundesverbandes der Deutschen Feinkostindustrie aus wenigen, aber sorgfältig aufeinander abgestimmten Zutaten:

Hauptbestandteile:

  • Tomatenmark (mindestens 25 % des Endprodukts)
  • Zucker (meist Saccharose oder eine Mischung verschiedener Zuckerarten)
  • Essig (typischerweise Branntweinessig)
  • Salz
  • Gewürze (Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, Pfeffer)

Zusätzliche Zutaten:

  • Verdickungsmittel und Stabilisatoren (z.B. modifizierte Stärke, Guarkernmehl)
  • Konservierungsstoffe (bei kalt hergestellten Varianten)
  • Aromastoffe
  • Hydrokolloide für optimale Konsistenz

Der Tomatentrockenmassenanteil muss laut Richtlinie mindestens 7 Prozent betragen. Tomatenketchup macht in Deutschland etwa 70 Prozent des Gesamtangebotes aus und ist damit die mit Abstand verbreitetste Ketchupsorte.

2. Von Fischsauce zu Tomatenmark: Die überraschende Geschichte des Ketchups

Der asiatische Ursprung

Die Wurzeln des Ketchups liegen keineswegs in Europa oder Amerika, sondern im fernen Osten. Der Begriff leitet sich wahrscheinlich vom chinesischen Begriff für fermentierte Fischsauce ab, der über das Malaysische ins Englische gelangte. Diese frühen Varianten hatten mit dem heutigen Tomatenketchup jedoch nichts gemein – sie basierten auf fermentierten Fischen, Bohnen oder Pilzen.

Die Tomaten-Revolution im 19. Jahrhundert

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Tomate ins Spiel. Als in den USA die industrielle Herstellung von Tomatenkonserven begann, fielen große Mengen an gequetschten Tomaten als Nebenprodukt an. Findige Hersteller erkannten das Potenzial und begannen, aus diesem „Abfallprodukt” Tomatenketchup herzustellen.

Die Firma Heinz, heute Weltmarktführer, spielte dabei eine Pionierrolle. Bereits um 1900 war sie Marktführer in den USA, 1905 wurden bereits 5 Millionen Flaschen Ketchup pro Jahr produziert. Die frühen Rezepturen enthielten neben Tomaten und Essig eine Vielzahl von Gewürzen: Gewürznelken, Cayennepfeffer, Muskatnuss, Zimt, Piment, Ingwer, Senfkörner, Sellerie, Meerrettich und braunen Zucker.

Wussten Sie schon?
Während des Zweiten Weltkriegs erfand die Philippinerin Maria Orosa aus Mangel an Tomaten den Bananenketchup. Diese kreative Alternative wird auf den Philippinen bis heute produziert und geschätzt.

3. Der industrielle Herstellungsprozess

Die industrielle Ketchup-Produktion ist ein hochpräziser Prozess, der moderne Anlagentechnik mit traditionellem Know-how verbindet. Ähnlich wie bei der industriellen Mayonnaise-Herstellung spielen präzise Prozessparameter und hochwertige Anlagentechnik eine entscheidende Rolle.

3.1 Rohstoffannahme und Vorbereitung

Der Prozess beginnt mit der Anlieferung von Tomatenmark. Dieses wird in der Regel in Big Bags oder Fässern angeliefert und zunächst auf Qualität geprüft. Parallel werden alle anderen Zutaten bereitgestellt:

  • Essig in Tankwagen oder IBC-Containern
  • Zucker in Big Bags
  • Gewürze und Gewürzmischungen
  • Verdickungsmittel und Stabilisatoren

3.2 Dosierung und Mischung

Die präzise Dosierung ist entscheidend für gleichbleibende Produktqualität. Moderne Anlagen arbeiten mit automatischen Dosiersystemen, die jede Zutat exakt nach Rezeptur zugeben. Das Tomatenmark wird mit Gewürzen, Zucker und Essig in einen Mischbehälter geleitet.

Kritische Parameter:

  • Temperaturkontrolle während der Mischung
  • Präzise pH-Wert-Einstellung (typisch 3,6-4,0)
  • Gleichmäßige Verteilung aller Komponenten

3.3 Erhitzen und Kochen

Je nach gewähltem Verfahren wird die Mischung nun erhitzt:

Bei Heißverarbeitung:

  • Erhitzen auf 80-95°C
  • Aktivierung von Stärke und Verdickungsmitteln
  • Pasteurisierung zur Keimreduktion
  • Entwicklung des typischen Ketchup-Aromas
  • Kochdauer: 20-45 Minuten je nach Rezeptur

Durch das Kochen werden natürliche Pektine aus den Tomaten freigesetzt, die zur Konsistenz beitragen. Gleichzeitig verdampft überschüssiges Wasser, was die Mischung eindickt.

4. Kalt- vs. Heißverarbeitung: Zwei Wege zum Ziel

In der industriellen Ketchup-Produktion haben sich zwei grundsätzliche Verfahren etabliert, die jeweils spezifische Vor- und Nachteile bieten. Diese Entscheidung ist ähnlich wichtig wie bei der Herstellung von Mayonnaise und Dressings.

Kaltverarbeitung

Bei der Kaltverarbeitung wird das Produkt unter Vakuum ohne starke Erhitzung hergestellt.

Vorteile:

  • Geringerer Energieverbrauch
  • Schonung hitzeempfindlicher Aromen
  • Erhalt der natürlichen Farbintensität
  • Kürzere Produktionszeiten
  • Niedrigere Anschaffungskosten (keine komplexen Heiz-/Kühlsysteme)

Nachteile:

  • Einsatz von Konservierungsstoffen notwendig (z.B. Sorbinsäure, Benzoesäure)
  • Kürzere Haltbarkeit
  • Höhere Anforderungen an Rohstoffqualität
  • Weniger intensive Aromaentwicklung

Heißverarbeitung

Die klassische Methode mit Erhitzung auf 80-95°C.

Vorteile:

  • Höhere mikrobiologische Sicherheit durch Pasteurisierung
  • Längere Haltbarkeit ohne Konservierungsstoffe
  • Einsatz kostengünstigerer Rohstoffe möglich
  • Aktivierung natürlicher Verdickungsmittel (Stärke, Pektine)
  • Intensivere Geschmacksentwicklung
  • “Clean Label” möglich (weniger Zusatzstoffe)

Nachteile:

  • Höherer Energieverbrauch
  • Längere Produktionszeiten
  • Investition in Heiz- und Kühlsysteme erforderlich
  • Möglicher Verlust flüchtiger Aromakomponenten

5. Homogenisierung: Das Herzstück der Ketchup-Produktion

Die Homogenisierung ist der entscheidende Schritt, der aus einer simplen Mischung einen cremigen, stabilen Ketchup macht.

Was passiert bei der Homogenisierung?

Durch hohe Scherrkräfte werden alle Bestandteile in feinste Partikel zerteilt und gleichmäßig in der Flüssigkeit verteilt. Dabei entstehen Partikelgrößen im Bereich von 1-10 µm. Dieser Prozess ist essenziell für:

  • Gleichmäßige Konsistenz: Keine Entmischung von Gewürzen, Essig und Zucker
  • Stabile Suspension: Feststoffpartikel bleiben in der Flüssigkeit verteilt
  • Optimale Textur: Die charakteristische Cremigkeit des Ketchups
  • Gleichbleibender Geschmack: Homogene Aromastoffverteilung

Die Technik dahinter

Rotor-Stator-Systeme:

  • Hohe Scherwirkung zwischen rotierendem Rotor und feststehendem Stator
  • Drehzahlen bis 3.000 U/min
  • Spaltbreiten von 0,1-0,5 mm
  • Mehrfachdurchlauf zur optimalen Homogenisierung

Nichtnewtonsche Fließeigenschaften

Ketchup ist eine strukturviskose Flüssigkeit – eine Eigenschaft, die jeder kennt, der versucht hat, Ketchup aus einer Glasflasche zu bekommen. Bei Ruhe ist Ketchup dickflüssig, durch Schütteln oder Klopfen wird die Viskosität verringert und er fließt leichter. Diese Eigenschaft wird durch die Homogenisierung gezielt eingestellt.

Wussten Sie schon?
Die ideale „Fließgeschwindigkeit” von Ketchup wurde wissenschaftlich untersucht: Heinz definierte die perfekte Austrittsgeschwindigkeit aus der Flasche mit genau 0,028 mph (ca. 0,045 km/h). Bei dieser Geschwindigkeit bleibt der Ketchup auf dem Teller und läuft nicht vom Essen.

6. Qualitätssicherung und rechtliche Anforderungen

Kontrolle während der Produktion

  • Temperaturüberwachung: Kritisch für Pasteurisierung und Aromaentwicklung
  • pH-Wert-Kontrolle: Konstanter Wert zwischen 3,6 und 4,0
  • Brix-Messung: Bestimmung des Gesamtzuckergehalts
  • Viskositätsmessung: Sicherstellung der gewünschten Konsistenz
  • Farbmessung: Gleichbleibende Farbe (Rot-Wert)

Laboranalytik

Von jeder Produktionscharge werden Proben gezogen und umfassend analysiert:

Sensorische Prüfung:

  • Geschmack (Balance von Süße, Säure, Würze)
  • Geruch
  • Farbe und Aussehen
  • Konsistenz und Mundgefühl

Mikrobiologische Untersuchung:

  • Gesamtkeimzahl
  • Hefen und Schimmelpilze
  • Pathogene Keime (Salmonellen, E. coli)

Chemisch-physikalische Parameter:

  • Trockenmassegehalt (mind. 25 % Tomatenanteil)
  • Säuregehalt
  • Salzgehalt
  • Zuckergehalt
  • Zusatzstoffe innerhalb der Grenzwerte

Rechtliche Anforderungen

Für Ketchup gibt es in Deutschland keine verbindlichen gesetzlichen Vorgaben zur Zusammensetzung. Stattdessen gelten:

  • Leitsätze für Feinkosterzeugnisse des Deutschen Lebensmittelbuchs
  • Code of Practice der europäischen Herstellervereinigung

7. Sortenvielfalt: Von klassisch bis kreativ

Der globale Ketchup-Markt zeigt eine zunehmende Diversifizierung. Neben klassischem Tomatenketchup etablieren sich neue Varianten, ähnlich wie bei Senf eine große Sortenvielfalt existiert.

Klassische Varianten

Curryketchup (ca. 20 % des deutschen Marktes):

  • Ergänzung der Grundrezeptur mit Curry-Gewürzmischungen
  • Häufig zusätzlich scharf gewürzt (Cayennepfeffer)
  • Besonders beliebt zu Currywurst

Delikatessketchup:

  • Höherer Tomatenanteil
  • Premium-Gewürze
  • Weniger Zucker, mehr natürliche Süße

Innovative Geschmacksrichtungen

Der Trend geht zu kreativen Varianten:

  • Chipotle-Ketchup (rauchig-scharf)
  • Balsamico-Ketchup
  • Knoblauch-Ketchup
  • BBQ-Ketchup
  • Ketchup mit Jalapeño oder Habanero

Gesundheitsbewusste Alternativen

Die steigende Nachfrage nach gesunden Produkten führt zu:

  • Ketchup mit reduziertem Zuckergehalt (30-50 % weniger)
  • Bio-Ketchup aus ökologischem Anbau
  • Varianten ohne Konservierungsstoffe (“Clean Label”)
  • Ketchup mit natürlichen Süßungsmitteln (Agavendicksaft, Stevia)

8. Vakuumprozessanlagen: Die K-DisHo Technologie von KA-Process

Für die industrielle Herstellung von hochwertigem Ketchup setzt KA-Process auf die bewährte K-DisHo Vakuumprozessanlage.

Warum Vakuumprozessanlagen für Ketchup?

Die Herstellung unter Vakuum bietet entscheidende Vorteile:

Optimale Entlüftung:

  • Entfernung von Luftblasen, die die Produktstabilität beeinträchtigen würden
  • Reduzierung des Sauerstoffgehalts zur Minimierung von Oxidationsprozessen
  • Verlängerung der Haltbarkeit
  • Intensivere, leuchtendere Farbe

Präzise Prozesskontrolle:

  • Kontrollierter Materialfluss in die Anlage
  • Exakte Dosierung aller Komponenten
  • Reproduzierbare Produktqualität

Schonende Verarbeitung:

  • Niedrigere Siedetemperaturen unter Vakuum
  • Erhalt hitzeempfindlicher Aromastoffe
  • Schonendere Behandlung der Rohstoffe

Fazit: Hightech für ein Alltagsprodukt

Die industrielle Ketchup-Herstellung hat sich von ihren improvisierten Anfängen als „Nebenprodukt” der Tomatenkonservenherstellung zu einem hochpräzisen, technologiegetriebenen Prozess entwickelt. Moderne Vakuumprozessanlagen wie die K-DisHo von KA-Process ermöglichen die Produktion von hochwertigem Ketchup mit konstanter Qualität, hoher Effizienz und flexibler Anpassung an Markttrends.

Ob klassischer Tomatenketchup, kreative Geschmacksvarianten oder gesundheitsbewusste Alternativen – die richtige Anlagentechnik ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Kombination aus schonender Vakuumverarbeitung, präziser Homogenisierung und intelligenter Automatisierung schafft die Grundlage für Produkte, die den steigenden Anforderungen der Verbraucher gerecht werden.

Der globale Ketchup-Markt wächst kontinuierlich mit einer prognostizierten CAGR von 4,1 % bis 2028. Getrieben von veränderten Essgewohnheiten, der Expansion des Fastfood-Sektors und steigender Nachfrage nach Premium- und Bio-Produkten bieten sich für Hersteller mit der richtigen Produktionstechnologie hervorragende Chancen.

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Wussten Sie schon?
Der Astronautennahrung mangelt es oft an Abwechslung. NASA-Forscher experimentieren mit Ketchup-Produktion unter Weltraumbedingungen. Heinz hat 2020 sogar Tomaten unter Mars-ähnlichen Bedingungen angebaut und daraus „Marz-Ketchup” hergestellt – eine Sonderedition, die zeigt, dass wir auch in der Zukunft nicht auf die beliebte Würzsauce verzichten müssen.

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